Romantik meets Gothic: Einblicke in Bad Rehburgs neue Ausstellung
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Lieblich, grün, gepflegt und nun mit einer neuen Dauerausstellung – die Romantik Bad Rehburg wartet mit Neuem und Altem auf.
© Quelle: Ney-Janßen
Romantik ist in die Jahre gekommen? Das unterstreicht Andreas Schnackenberg, Projektleiter des Kulturzentrums im Herzen Bad Rehburgs, keinesfalls. Was im 19. Jahrhundert als völlig neues Lebensgefühl und Lebensempfinden begann, sagt er, habe Auswirkungen bis heute.
Und das nicht zu knapp. Er verweist auf Supermarkt-Regale voller Kräutertees – und deren Ursprung in der Heilkunst jener Zeit. Er zeigt auf den Gothic-Rucksack, den eine „Queen of Darkness“ zu tragen die Ehre haben könnte – der morbide erscheinende Trend habe seine Ursprünge in der Romantik.
Das Kabinett mit dem Titel „Schwarze Romantik“ gefällt ihm in der neuen Dauerausstellung ganz besonders. Ein Hauch von Schauder mag über den Rücken rinnen beim Betrachten von Johann Heinrich Füsslis Bild, das einen hockenden Nachtmahr mit hämischem Grinsen auf dem Leib einer niedergesunkenen holden Maid zeigt.
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Gothic meets Romantik: Ein Korsett weist auf den Zusammenhang hin.
© Quelle: Ney-Janßen
Vor dem Eingang leuchtet in einer Vitrine ein schwarz-rotes spitzengesäumtes Korsett. Angetan, Gothic-Fans zu verzückten spitzen Schreien herauszufordern.
Mitmachen und selbst gestalten
Die Romantik hält aber noch mehr bereit: Mitmachen und selbst gestalten beispielsweise. Etwa den Scherenschnitt vom Liebsten anfertigen, der von Kabinett zu Kabinett an der Hand geführt und an dieser Stelle hinter die beleuchtete Platte gebeten wird. Oder auf einem Sofa mit fragilen Beinchen Platz nehmen, um sich in Lektüre aus und zur Romantik zu vertiefen.
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Im Entstehen: Projektleiter Andreas Schnackenberg legt bei der Gestaltung der neuen Ausstellung selbst Hand an.
© Quelle: Ney-Janßen
Wer nicht lesen will, darf wahlweise hören. Von Novalis über Eichendorff bis zu Heine ist manches aufgespielt und nicht alles ergießt sich nur in Liebe und Naturbetrachtung. Auch Parodie und Ironie hatten ihren Platz in der Romantik. Kostprobe gefällig? Dieses dichtete Heinrich Heine im Jahr 1832:
Das Fräulein am Meere
Das Fräulein stand am Meere
Und seufzte lang und bang,
Es rührte sie so sehre Der Sonnenuntergang.
Mein Fräulein! sein Sie munter,
Das ist ein altes Stück;
Hier vorne geht sie unter
Und kehrt von hinten zurück.
Gut möglich, dass in Touristen, die ihre Sommermonate in Mardorf oder Steinhude verbringen, das Bild dieses Fräuleins am Saum des Steinhuder Meeres wach wird. Mit Kichern angesichts der sich von hinten erneut anschleichenden Sonne.
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Ein Ausblick ist bereits vorhanden: Besucher werden gebeten, durchs Schlüsselloch zu schauen, um einen Blick auf die Romantik zu erhaschen.
© Quelle: Ney-Janßen
Zum Lebensgefühl, dem in diesen Kabinetten gefrönt wird, gesellt sich in weiteren der Aspekt der Wellness. Was anderes war es denn, das die hohen Herrschaften und auch die niederen Stände nach Bad Rehburg zur Kur kommen ließ?
Eine Stunde in der Wanne in dem – angeblich – heilkräftigen Wasser, Spaziergänge auf den Promenaden der Rehburger Berge. Kaffee und Kuchen im Freien, mit etwas Glück ein Kurschatten an der Seite. Was damals en Vogue wurde, hält sich in diversen Nuancen bis heute als Trend.
Die Historie Bad Rehburgs kennenlernen
Wer außerdem wissen möchte, wie das verschlafene Dörfchen zum Kurstatus kam, wer sich dort tummelte, weshalb es das Attribut „königlich“ im Namen führte und wie die Geschichte von der Entdeckung der segensreichen Quelle bis zum Erwachen aus dem Dornröschenschlaf als Kulturzentrum verlief, sollte sich ein, zwei oder auch drei Stunden in der neu konzipierten Ausstellung gönnen – und noch etwas weiter schauen.
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Bilder aus früheren Zeiten vermitteln einen Eindruck von der Pracht, mit der der Kurbetrieb sich einen Namen machte.
© Quelle: Ney-Janßen
Ins Obergeschoss beispielsweise, wo sich wechselnde Ausstellungen ein Stelldichein geben. Aktuell verweist eine Gemeinschaftsausstellung der Gedok auf das Wahrzeichen der Romantik. „Die blaue Blume“ ist sie tituliert.
Im Juni wird sie von der „Duckomenta“ abgelöst, Entenhausen in allen Lebenslagen – natürlich auch in der Romantik – hält dann Einzug.
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Ab dem 24. Juni ist die Ausstellung „DUCKOMENTA“ in der Romantik Bad Rehburg zu sehen.
© Quelle: Romantik Bad Rehburg
Der Förderverein des Kulturzentrums feiert unterdessen die neue Ausstellung und sein 20-jähriges Bestehen mit einem kleinen und sehr feinen Programm aus Konzerten und Lesungen, die allesamt etwas mit der Romantik und deren Lebensgefühl zu tun haben. Romantik in die Jahre gekommen? Keineswegs!
Fördermittelgeber: Stiftung Niedersachsen, Niedersächsische Sparkassenstiftung, Klosterkammer Hannover, Landschaftsverband Weser-Hunte, Calenberg-Grubenhagensche Landschaft.
Hinweis: Dies ist ein Artikel aus dem LAND ERLEBEN-Magazin 02/23, welches ab dem 22. Mai erhältlich ist.