Ziel ist mehr Vollzeitarbeit

Lehrermangel: Sachsen überprüft Teilzeitregelungen aller Lehrkräfte

Auf einer digitalen Tafel, Whiteboard genannt, in einer Grundschule steht, dass die Schulstunden ausfallen werden. Auch Sachsen hat mit fehlenden Lehrenden zu kämpfen. An den öffentlichen Schulen fehlen Hunderte Lehrkräfte. Kultusminister Christian Piwarz (CDU) sieht nicht, dass das Problem in den nächsten Jahren gelöst wird.

Auf einer digitalen Tafel, Whiteboard genannt, in einer Grundschule steht, dass die Schulstunden ausfallen werden. Auch Sachsen hat mit fehlenden Lehrenden zu kämpfen. An den öffentlichen Schulen fehlen Hunderte Lehrkräfte. Kultusminister Christian Piwarz (CDU) sieht nicht, dass das Problem in den nächsten Jahren gelöst wird.

Dresden. Um den Lehrendenmangel an den öffentlichen Schulen in den Griff zu bekommen, kontrolliert Sachsen derzeit die Regelungen zur Teilzeit für Lehrer und Lehrerinnen. „Wir werden niemandem etwas wegnehmen, was ihm oder ihr laut Gesetz zusteht“, sagt Kultusminister Christian Piwarz (CDU). „Aber wir überprüfen aktuell bei allen Lehrern, ob ein rechtlicher Grund für die Teilzeit vorliegt. Wenn das nicht der Fall ist, werden diese Lehrer ab dem kommenden Schuljahr wieder voll arbeiten müssen.“

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Rechtliche Voraussetzungen für die Teilzeitbeschäftigung sind Kindererziehung, Pflege von Angehörigen oder gesundheitliche Gründe. „Wir müssen in Sachsen den Unterricht absichern, das gelingt uns nicht mit vielen Teilzeitkräften. Wir brauchen mehr Lehrkräfte, die in Vollzeit arbeiten“, so Piwarz.

Beschäftigungsumfang bricht ein

Der durchschnittliche Beschäftigungsumfang je sächsischer Lehrkraft geht seit ein paar Jahren kontinuierlich zurück. 2015/16 lag er bei 93,9 Prozent. 2021/22 waren es 92,1 Prozent. In diesem Schuljahr beträgt er 87,6 Prozent. Der Minister rätselt über die Gründe: „Wir stellen zwar vor allem junge Frauen ein, die in der Regel auch nach einiger Zeit Kinder bekommen und Stunden reduzieren. Aber diesen erheblichen Knick in diesem Schuljahr können wir uns derzeit noch nicht erklären.“

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Der Zuwachs an neuen Schülerinnen und Schülern wird in den nächsten Jahren dafür sorgen, dass der Bedarf an Lehrkräften sogar noch größer wird. Laut einer Prognose des Statistischen Landesamtes steigt die Schülerzahl bis zum Ende des Jahrzehnts stetig. 2028/29 werden voraussichtlich mehr als 45.000 Schüler und Schülerinnen an öffentlichen Schulen unterrichtet. Erst ab 2030 wird sich der Trend langsam umkehren. Das Kultusministerium verspricht sich von neuen Daten zur Schülerentwicklung, die das Landesamt nach dem Sommer vorlegen wird, weitere Klarheit.

In Sachsen fehlen aktuell fast 425 Vollzeitlehrende

„Ich sehe nicht, dass es beim Lehrerbedarf in den nächsten drei Jahren eine Entspannung gibt“, sagt der Kultusminister. „Unser Schülerzuwachs ist erheblich. Die Zahlen werden aber perspektivisch sinken, schon jetzt werden in einzelnen Orten Kitas geschlossen. Aber die Entwicklung kommt erst in sechs bis sieben Jahren an den Grundschulen an.“

Sachsen hat mit der Verbeamtung einen Anreiz geschaffen, um neue Lehrkräfte von einer Anstellung im Freistaat zu überzeugen. Die Anzahl der Lehrerinnen und Lehrer ist auch gestiegen: Im Schuljahr 2018/19 waren es 33.792, mittlerweile sind es 34.349. Die Einstellungen haben in den vergangenen Jahren aber nicht gereicht, um die Abgänge von Lehrkräften ausgleichen zu können. Der Unterschied wird in diesem Schuljahr etwa 127 Vollzeitstellen betragen. Der genaue Wert steht noch aus.

Insgesamt fehlen derzeit 1220 Vollzeitlehrende, um den Unterricht in allen Schularten komplett absichern zu können. Das betrifft besonders die ländlichen Regionen. Aber auch einzelne Schulformen müssen stärker mit dem Lehrermangel kämpfen: An Oberschulen und Förderschulen fehlen in ganz Sachsen jeweils fast 425 Vollzeitlehrende. An Grundschulen (rund 136 fehlende Vollzeitlehrende) und Gymnasien (knapp 157 fehlende Vollzeitlehrende) ist der Mangel nicht ganz so groß.

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„Wir müssen die Abschlussquote erhöhen“

Neben der Teilzeit will Piwarz auch bei der Ausbildung der zukünftigen Lehrkräfte ansetzen. Sachsen hat die Plätze für die Lehramtstudiengänge ausgebaut. 2700 Plätze waren es zuletzt. Seit Jahren liegt die Anzahl der Studienanfängerinnen und -anfänger zwischen 2300 und 2500.

„Wir sind in Sachsen am Limit angekommen“, sagt Piwarz. „Mehr als die derzeit maximal 2700 jungen Leute werden wir nicht für ein Lehramtsstudium begeistern können. Deswegen müssen wir unbedingt die Abschlussquote erhöhen.“ Bisher schließen laut Ministerium nur rund 70 Prozent das Studium ab. In den Naturwissenschaften sind es sogar unter 50 Prozent. „Wir müssen daran arbeiten, die künftigen Lehrer bereits im Studium besser zu unterstützen und zu fördern.“

Dieser Artikel erschien zuerst bei der „Leipziger Volkszeitung“.

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