Wie könnte ein neues Verständnis von Wohlstand aussehen?
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/FT5IHVGYSZEVFDWGWQCSGGK2ZQ.jpg)
Besitztümer sind nicht das Wichtigste, um ein zufriedenes Leben zu führen.
© Quelle: Mohamed Nohassi/Unsplash
Lange wurde Wohlstand mit materiellem Reichtum definiert. Die Auswirkungen der Corona-Krise und des Ukraine-Kriegs machen uns klar: So, wie es bisher war, kann und wird es nicht weitergehen. Hohe Energiekosten, leere Supermarktregale – wir bekommen hautnah mit, dass manche Ressourcen endlich sind und nicht immer alles in Fülle verfügbar ist. Wohlstand allein mit Wachstum und Reichtum gleichzusetzen ist nicht mehr zeitgemäß. Wir brauchen ein neues Verständnis von Wohlstand. Doch wie könnte das aussehen?
Erkennen, was zählt
Das Frankfurter Zukunftsinstitut hat sich in seinem Zukunftsreport 2023 von Matthias Horx intensiv mit dem Thema Wohlstand auseinandergesetzt und sieht in der Multikrise eine große Chance: „Die neue Ära der Krisen wirkt wie ein Relevanzfilter: Sie zwingt uns, darüber nachzudenken, was uns wichtig ist und was wir wirklich brauchen, um ein gutes Leben zu führen.“
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/DMGOZCVWFNFMJBUMXEZCJBR5CM.jpg)
Das Leben und wir
Der Ratgeber für Gesundheit, Wohlbefinden und die ganze Familie - jeden zweiten Donnerstag.
Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu.
Was wir genau brauchen, zeigt unter anderem die Maslowsche Bedürfnispyramide, ein sozialpsychologisches Modell des US-amerikanischen Psychologen Abraham Maslow, das die menschlichen Bedürfnisse und Motivationen veranschaulicht. Auf der untersten Stufe der Pyramide befinden sich physiologische Bedürfnisse wie Luft, Wasser, Nahrung oder Schlaf. Danach folgt das Thema Sicherheit. Wir brauchen das Gefühl von Schutz, Geborgenheit und Struktur, um uns wohlzufühlen. Arbeit und Wohnen tragen ebenfalls zum Sicherheitsempfinden bei. Es folgen soziale Bedürfnisse wie Familie, Freundschaft und sozialer Austausch. Auch Individualbedürfnisse wie Wertschätzung, Vertrauen, Freiheit oder Erfolg sind für unser Wohlbefinden wichtig. Die Spitze der Pyramide bildet das Thema Selbstverwirklichung. Die Möglichkeit, unsere Fähigkeiten und Talente ausleben zu können, leistet einen wichtigen Beitrag zu unserem individuellen Glücksempfinden. Was bedeutet das nun für unsere Neudefinition von Wohlstand?
Prioritäten verschieben sich
Im Zeichen der Krise verschieben sich unsere Prioritäten. Weg von materiellen Besitztümern, hin zu mehr Teilhabe, Wohlbefinden und Lebensqualität. Auch Themen wie Umweltschutz und Nachhaltigkeit rücken weiter in den Fokus. Wir beginnen, Wohlstand nicht mehr an Geld und Gütern, sondern an unserem sozialen, menschlichen und ökologischen Vermögen zu messen. Wohlstand sei zunehmend auch eine Frage der psychischen und physischen Gesundheit, der intakten Umwelt, des gelingenden Miteinanders, der kulturellen Teilhabe und der Sinnhaftigkeit, stellt das Zukunftsinstitut fest.
Auch der Faktor Zeit wird an Bedeutung gewinnen. Während wir bisher der Auffassung waren, Zeit gegen Geld eintauschen zu müssen, ist es jetzt genau andersherum. Wir sind zunehmend bereit, Geld gegen Zeit einzutauschen, weil wir unsere Zeit bewusster verbringen wollen. Wirklich wohlhabend sind in Zukunft also die Menschen, die frei und sicher leben können, Teil einer sozialen Gemeinschaft sind, sich in einem ökologisch intakten Umfeld bewegen und die Zeit für sich und andere haben.
Nadine Nentwig arbeitet als Texterin, Bloggerin und Redakteurin. Ihre Erfahrungen hat sie in dem Ratgeber „Kluge Frauen scheitern anders“ verarbeitet.
In der Kolumne „Auf der Couch“ schreiben wechselnde Expertinnen und Experten zu den Themen Diversität, Achtsamkeit, Karriere und Gesundheit.