Lehrermangel: Vier-Tage-Woche wird in Nienburg geduldet
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Im Juli 2022 hat es an der Grundschule in Liebenau den letzten größeren Protest von Kindern und Eltern wegen des Lehrermangels gegeben.
© Quelle: Stüben
Die Vier-Tage-Woche hat einen guten Klang. Sie gilt als ein Arbeitszeitmodell, das von hoher Effizienz und Zufriedenheit der Beschäftigten geprägt ist.
Im Zusammenhang mit Schulen bekommt eine Vier-Tage-Woche eine ganz andere, ja gegenteilige Bedeutung. Sie beschreibt den Mangel, der durch unüberlegte Eingriffe erzeugt wurde.
Ich denke an die Reduzierung der Studienkapazitäten, der personalfressenden Einführung der Ganztagsschulen und fehlende Wertschätzung für Lehrkräfte, die aufgrund ihrer Qualifikation immer häufiger andere Berufsfelder vorziehen.
Gebrochenes Versprechen der Landesregierung
Nicht zu vergessen: Zwischenzeitlich versuchte sich Niedersachsen am Abitur nach zwölf Jahren, und auch die Umsetzung der Inklusion lässt zu wünschen übrig und hat neue Problemfelder geschaffen. Vom gebrochenen Versprechen der Landesregierung, Corona-Defizite durch zusätzliche Förderung aufholen zu lassen, ganz zu schweigen – es funktioniert wegen des Lehrermangels nicht einmal der Normalbetrieb.
In dieser Woche wollte eine Grundschule in Wiefelstedte aufgrund ihres Personalmangels, dass auf unbestimmte Zeit pro Tag jeweils ein Jahrgang nicht zur Schule kommen sollte. Das niedersächsische Kultusministerium schritt nach Elternprotesten und der medialen Berichterstattung zur Einführung einer Vier-Tage-Woche jedoch ein und verbot der Grundschule diesen Schritt. Plötzlich fand sich eine Feuerwehrlehrkraft – danach wird die dortige Schulleiterin bestimmt schon zuvor mehrfach gefragt haben ...
Vier-Tage-Woche, die gibt es im Übrigen an einer Nienburger Grundschule bereits längst: Dort werden Klassen immer mal wieder wegen Personalmangels tageweise ins Homeschooling geschickt, häufig spontan am Vorabend. Das ist den zuständigen Stellen bekannt, wird aber als Maßnahme geduldet. Frei nach dem Motto: Die (berufstätigen) Eltern werden es schon wuppen oder ihr Kind halt in die Notbetreuung schicken (Aufsicht in einer fremden Klasse).
Vielleicht treffen die Eltern auf verständnisvolle Arbeitgeber, die ihnen eine unfreiwillige Vier-Tage-Woche ermöglichen (Wochenarbeitszeit in vier statt fünf Tagen). Aber was machen Eltern mit mehr Kindern, die wiederum auf der besagten Grundschule an unterschiedlichen Tagen keinen Präsenzunterricht haben? Drei-Tage-Woche für ein Elternteil bei maximal erlaubten zehn Stunden täglich, das geht nicht.
DH