Zehn Wochen auf finanzielle Hilfe im Lockdown gewartet
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/W6VIKCM3PTFHCQIS7QREMQNAR4.jpg)
HARKE-Chefredakteur Holger Lachnit im Gespräch mit der neuen WIN-Chefin Wiebke Ehlers und dem Vorsitzenden der Werbegemeinschaft „Nienburg Service“, Jörg Kolossa (von links).
© Quelle: Stüben
Nienburg. Die dritte Talkrunde befasste sich mit der aktuellen wirtschaftlichen Situation in Stadt und Landkreis. Dazu befragte HARKE-Chefredakteur Holger Lachnit die neue Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderung im Landkreis Nienburg, kurz WIN, Wiebke Ehlers, sowie den Vorsitzenden der Werbegemeinschaft Nienburg-Service, Jörg Kolossa.
„Ich habe sehr positive Eindrücke aus dem Landkreis Nienburg. Es gibt viele innovative Unternehmen, die sich entwickeln möchten“, antwortete Ehlers auf Lachnits Frage nach einem ersten Resümee ihrer neuen Tätigkeit. Wichtige kreisweite Themen seien Biochemie und Energie. Auch die Kunststoffproduktion spiele im Kreis eine wichtige Rolle, so die WIN-Chefin.
„An welchen Stellschrauben muss gedreht werden, um für Arbeitnehmer und Arbeitgeber attraktiv zu sein“, wollte Lachnit wissen. Laut Ehlers sollten Kommunen mehr Kindergartenplätze schaffen. Sie wisse von drei hochqualifizierten Müttern, die Jobs im Landkreis nicht annehmen könnten, weil es keine Betreuungsmöglichkeit für ihren Nachwuchs gebe. Digitalisierung und insbesondere der von vielen darunter verstandene Breitbandausbau seien wichtige Themen. Sie wolle neue Partnerschaften aufbauen und appellierte an Unternehmen, sich an die WIN zu wenden. Zuvor hatte Ehlers darauf verwiesen, dass sie seit 65 Tagen in ihrer neuen Position tätig sei.
Vor meinem inneren Auge habe ich mich schon von meinem Haus und meiner Altersvorsorge verabschiedet.
Jörg Kolossa
Vorsitzender des Nienburg-Service
Wie sich die Situation für den Nienburger Einzelhandel darstelle, wollte Lachnit vom Chef der Nienburger Werbegemeinschaft, Jörg Kolossa, wissen. „Die Stimmung der Verbraucher ist sehr gut“, sagte der Chef des gleichnamigen Modehauses. Es gebe einen großen Nachholbedarf. So wie aktuell war es aber gerade in den Monaten des Lockdowns im zurückliegenden Winter und Frühjahr nicht.
Im Lockdown hätte es immer mehr Maßnahmen von Bund und Land gegeben. „Das war eine sehr schwierige Zeit“, betonte Kolossa. Die Verluste seien hoch gewesen und die Coronahilfen nur zäh geflossen. „Wir haben zehn Wochen gewartet, bis wir Hilfe bekommen haben“, wurde der Nienburger deutlich. Auskünfte zum Bearbeitungsstand des Antrages hätte es in dieser Zeit nicht gegeben.
„Von April bis Mitte Mai hatte ich große Angst“, sagte Kolossa und ging auf seine persönlichen Empfindungen in dieser Phase ein. „Vor meinem inneren Auge habe ich mich schon von meinem Haus und meiner Altersvorsorge verabschiedet“, berichtete Kolossa. Als Unternehmer würde er persönlich haften, erläuterte er.
„Wir holen auf, aber es wird noch dauern“, sagte Kolossa und schlug den Bogen in die wirtschaftliche Gegenwart.