Warum in diesem Haus kaum Energie verloren geht
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Wo entweicht die Wärme? Jan Heinrich aus Lehrte hat sein Haus energetisch effizient aufgebaut und überprüft regelmäßig mit einer Wärmekamera die Ergebnisse.
© Quelle: Tim Schaarschmidt
Hannover. Auf dem Hausdach von Jan Heinrich sind ganze 44 Solarmodule verbaut, die allein im vergangenen Jahr 9000 Kilowattstunden Energie geliefert haben. In den Hauswänden sorgen Strohbauplatten und Cellulose für Wärmedämmung. Schafwolle stellt den Schallschutz sicher. Die Garage ist begrünt samt Rundhölzer für Wildbienen. Eine Regenwasserzisterne kann zur Gartenbewässerung genutzt werden.
Das Haus in Lehrte bei Hannover ist eine beeindruckende Sammlung von Ideen und Fachwissen zur Energiewirtschaft. 2020 wurde es beim Niedersächsischen Landespreis „Grüne Hausnummer“ mit dem Sonderpreis Zukunftshaus der Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen ausgezeichnet. Dabei hält der 43-Jährige keinen ultimativen Tipp parat, um Energie zu sparen. „Es sind viele Bausteine, die gemeinsam für Effizienz sorgen.“
1000 Euro Stromkosten gespart
Entsprechend hat der Projektleiter beim Netzbetreiber Tennet, der nebenberuflich als Energieberater tätig ist, sein Haus auf mehrfache Weise umgebaut. Vor etwa zehn Jahren installierte er eine Luft-Wasser-Wärmepumpe in Kombination mit einer Decken- und Fußbodenheizung, die die Wärmeversorgung klimafreundlich gestaltet.
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„Wir müssen es anpacken“: Wie sich ein kleines Dorf selbst mit Energie versorgen kann
Die kleine Gemeinde Bollewick in Mecklenburg-Vorpommern hat großen Städten einiges voraus. Mit Strom und Gas versorgen sie sich selbst, auch Lebensmittel werden vor Ort produziert. Die Einwohnerinnen und Einwohner schwärmen, doch für den Bürgermeister war dieses Erfolgskonzept ein Kraftakt.
Die Fotovoltaikanlage hat allein im vergangenen Jahr 1000 Euro Stromkosten gespart und 1500 Euro Einspeisevergütung gebracht. Und eine Wärmerückgewinnungsanlage sorgt dafür, dass die Feuchtigkeit aus dem Haus weicht. „Man kann ja nicht die ganze Zeit lüften. Und bei Minusgraden entweicht dann ja wieder die Wärme“, sagt Heinrich.
Das Wissen zu den technischen Lösungen hat sich Heinrich über die Jahre selbst angeeignet. „Meistens lernt man dazu, wenn etwas kaputt geht.“ So war es bei der Wärmepumpe. Jeder Einsatz eines Technikers koste Geld. „Ich habe dann viel gelesen und Videos im Netz geschaut“, sagt Heinrich.
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Luftfilter in der Wärmerückgewinnungsanlage unterstützen den Austausch von Luft im Haus.
© Quelle: Tim Schaarschmidt
Arbeit mit der Wärmebildkamera
Mittlerweile ist der Familienvater auch als Energieberater tätig und hilft vor allem jungen Familien. „Es kommen fast nur Hauseigentümer, die selbst in den Häusern wohnen. Private Vermieter fehlen.“ Sie könnten, so Heinrichs Vermutung, steigende Energieausgaben einfach auf die Mieter umlegen. „Da fehlen passende Anreize zur Energieeffizienz.“
Inhabern von Immobilien aus den Siebzigerjahren empfiehlt Heinrich bei zweischaligem Mauerwerk den Einsatz von Cellulose in den Wänden. „Man kann damit den Raum zwischen Außen- und Innenwand füllen.“ Mehr als fünf Prozent Energieersparnis sei auf diese Weise möglich. „Zudem ist das Material recycelbar.“
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Das Garagendach hat Jan Heinrich begrünt. In Rundhölzern sollen sich Wildbienen wohl fühlen.
© Quelle: Tim Schaarschmidt
Für sein Haus plant Heinrich weiter und fährt immer wieder mit einer Wärmebildkamera Fenster, Wände und Türen ab. Im nächsten Jahr möchte er Teile der Fassade begrünen, um Dämmung und Klima weiter zu optimieren. „Mir war es immer wichtig, Ökologie und Ökonomie in Einklang zu bringen“, sagt der 43-Jährige. Sein Haus ist ein passendes Beispiel dafür.
Dieser Text erschient zuerst in der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“.