„Brutale Arbeitsbedingungen“

In russischer Haft: Kremlkritiker Jaschin beschreibt Zustände im Gefängnis

Wegen angeblicher Verunglimpfung der russischen Streitkräfte wurde der Kremlkritiker Ilja Jaschin im Dezember in Moskau zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt (Archivbild).

Wegen angeblicher Verunglimpfung der russischen Streitkräfte wurde der Kremlkritiker Ilja Jaschin im Dezember in Moskau zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt (Archivbild).

Wegen angeblicher Verunglimpfung der russischen Streitkräfte wurde der Kremlkritiker Ilja Jaschin im Dezember in Moskau zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt. Kurz vor seiner Verlegung in das rund 1200 Kilometer von Moskau entfernte Straflager soll der 39‑Jährige einen handschriftlich verfassten Brief versendet haben. Das berichtet „Bild am Sonntag“ (Bams) unter Berufung auf das Schriftstück, das der Redaktion vorliegt.

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In dem Brief beschreibt Jaschin das Verhältnis zu anderen Mitgefangenen und gibt auch Auskunft über die Behandlung seitens des Polizei- und Wachpersonals. Andere Gefangene seien dem Putin-Gegner gegenüber „größtenteils loyal“, heißt es in Jaschins Schreiben. In russischen Gefängnissen fände man selten Kremlanhänger, führt der 39‑Jährige aus. Viele seien zudem von den Behörden ungerecht behandelt worden. „Die Menschen hier wissen aus erster Hand, wie staatliche Willkür aussieht“, heißt es in dem Schreiben. Hinsichtlich der Behandlung durch das Wachpersonal habe es Jaschin überrascht, dass seine „Ansichten auf die Sympathie der einfachen Sicherheits­kräfte gestoßen sind“. In dem Schreiben berichte er, Polizeibeamte und Wachleute seien mit unterstützenden Worten an ihn herangetreten. Außerdem sollen sie über „ihre geringen Löhne und die brutalen Arbeits­bedingungen“ sprechen.

„Die Zeit, die mir durch die Finger rinnt, ist das Schlimmste, was man hinter Gittern erleben kann“

Auch bezüglich des harten Urteils, das am 9. Dezember 2022 gegen ihn verhängt worden war, findet Jaschin klare Worte: „Ich verstehe, dass die Staatsmacht mit diesem Urteil bestätigt, dass meine Kritik für den Kreml sehr schmerzhaft war.“ Der 39‑Jährige, der einer der letzten verbliebenen prominenten Oppositionellen in Russland ist, sprach nach der Urteils­verkündung von einer politischen Inszenierung des Verfahrens. „Mit diesem hysterischen Urteil will die Obrigkeit uns allen Angst machen, aber faktisch hat sie nur ihre Schwäche gezeigt“, hieß es auf dem Telegram-Kanal des Politikers unmittelbar nach Verkündung. Kremlchef Wladimir Putin nahm am Rande einer Pressekonferenz Stellung zu dem Urteil, obwohl er zunächst so tat, als wisse er nicht, um wen es sich bei dem Verurteilten handle.

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Hinsichtlich der bevorstehenden Zeit im Gefängnis zeigt Jaschin sich beunruhigt: „Die Zeit, die mir durch die Finger rinnt, ist das Schlimmste, was man hinter Gittern erleben kann“, schreibt er. Ein mögliches Ende des Krieges beschreibt er zudem als „eine schmerzhafte Wunde“, die „noch jahrelang bluten wird“.

RND/liz mit dpa

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