Nach Turbulenzen um US-Banken

Lage an Finanzmärkten beruhigt sich – Kanzler Scholz beruhigt Anleger

Bundeskanzler Olaf Scholz sieht Deutschland seit der Finanzkrise gut vorbereitet.

Bundeskanzler Olaf Scholz sieht Deutschland seit der Finanzkrise gut vorbereitet.

Nach den heftigen Turbulenzen um US-Banken in den vergangenen Tagen hat sich die Lage an den Finanzmärkten am Dienstag beruhigt. Während sich Bankaktien wie die der Deutschen Bank und der Commerzbank nach kräftigten Kursverlusten stabilisierten, setzte bei Staatsanleihen eine Erholung ein. Der deutsche Leitindex Dax, der am Montag abgestürzt war, legte, beflügelt von einer Abschwächung der Inflation in den USA, kräftig auf über 15.200 Punkte zu. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) machte deutlich, dass er keine besondere Gefahr für Geldanlagen in Deutschland sieht.

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Weitere Hiobsbotschaften um die zusammengebrochene Silicon Valley Bank blieben zunächst aus. Auch der Kryptomarkt, der wegen des Kollapses der auf Kryptowährungen fokussierten Bank Silvergate Capital eingebrochen war, erholte sich. Der Bitcoin stieg auf rund 26.500 Dollar, den höchsten Stand seit Mitte 2022.

Zinsentscheidungen stehen bevor

Nach Turbulenzen am US-Bankenmarkt richten Fachleute nun den Blick auf die großen Zentralbanken, bei denen in wenigen Tagen Zinsentscheidungen bevorstehen. Marktteilnehmerinnen und Marktteilnehmer setzen darauf, dass die Notenbanken ihre Geldpolitik im Kampf gegen die hohe Inflation weniger stark straffen als zuletzt noch von Investoren und Investorinnen befürchtet.

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Die auf Start-up-Finanzierungen spezialisierte kalifornische Silicon Valley Bank (SVB) war nach einer gescheiterten Notkapitalerhöhung am Freitag geschlossen und unter staatliche Kontrolle gestellt worden – ebenso wie die Signature Bank aus New York. Die Silicon Valley Bank hatte in der Niedrigzinsphase viel Geld etwa in US-Staatsanleihen mit langer Laufzeit investiert, die mit der Zinswende an Wert verloren. Zugleich zogen Kundinnen und Kunden in kurzer Zeit viel Geld bei der Bank ab.

Bundeskanzler Scholz zur Bankenkrise: Es gibt keinen Grund zur Sorge in Deutschland
14.03.2023, Berlin: Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) äußert sich bei einer Pressekonferenz mit dem Präsidenten von Aserbaidschan, Alijew, nach ihrem Gespräch im Bundeskanzleramt. Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Bundeskanzler Olaf Scholz hat sich gelassen zu den Auswirkungen der Krise einiger US-Banken auf Deutschland geäußert.

Düstere Erinnerungen an die Finanzkrise

Der Zusammenbruch der Silicon Valley Bank hatte Schockwellen durch die Finanzmärkte gesendet und Erinnerungen an die globale Finanzkrise geweckt, auch wenn Fachleute eine Gefahr wie damals bislang nicht sehen. Als Reaktion auf den Kollaps der Bank hatte die US-Regierung eine Absicherung aller Einlagen bei dem Geldhaus verkündet.

Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) kündigte nach zunehmender Kritik im Zuge des größten US-Bankenkollapses seit der Finanzkrise 2008 eine interne Überprüfung an. „Die Ereignisse rund um die Silicon Valley Bank verlangen nach einer gründlichen, transparenten und zügigen Untersuchung“, sagte Fed-Chef Jerome Powell am Montagabend.

Kanzler Scholz beruhigt Anleger

Bundeskanzler Scholz sagte, die Finanzbehörden hätten klar, scharf und schnell reagiert. Das zeige, „dass diese Lage sehr genau beobachtet“ werde. „Das ist das Beste, was man zur Sicherheit von Anlagen unternehmen kann. Insofern ist das wirklich kein Grund, dass sich irgendjemand hier in Deutschland große Sorgen machen muss.“ Scholz betonte auch, dass seit der Finanzkrise 2008 und 2009 erhebliche Fortschritte bei der Finanzaufsicht, aber auch beim Bankenmanagement gemacht worden seien. „Wir haben gelernt“, sagte er.

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Der Zusammenbruch der Silicon Valley Bank wird in der Euro-Zone aus Sicht von Griechenlands Notenbankchef Giannis Stournaras nicht zu Problemen führen. „Wir sehen keine Auswirkungen der SVB auf die Banken der Euro-Zone und auch nicht auf die griechischen Banken“, sagte Stournaras der Tageszeitung „Kathimerini“ (Dienstag). Die Reaktion der US-Behörden, die Einlagen der SVB zu sichern, seien schnell und effektiv erfolgt, um eine mögliche Panik zu vermeiden, sagte Stournaras, der Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank ist.

Bankenkollaps in den USA: asiatische Börsen massiv unter Druck

Der Zusammenbruch der US-Kreditinstitute Silicon Valley Bank (SVB) und Signature Bank setzte die Märkte in Japan und China am Dienstag unter Druck.

Keine deutsche Sparkasse in Schieflage

Die Sparkassen in Deutschland sehen unterdessen Milliarden­abschreibungen auf Wertpapierbestände nicht als Grund zur Sorge. „Derzeit ist mir keine Sparkasse bekannt, die in Schieflage ist“, sagte der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), Helmut Schleweis, am Dienstag in Frankfurt. „Die Kraft, solche Abschreibungen zu tragen, ist bei den Sparkassen gegeben.“

Die deutsche Start-up-Branche zeigte sich derweil optimistisch, dass sich die Folgen des Zusammenbruchs der Silicon Valley Bank für die hiesige Gründerbranche in Grenzen halten. „Im Ursprung ist das keine Start-up-Krise. Es handelt sich um Refinanzierungs­probleme einer Bank“, sagte der Vorsitzende des Bundesverbandes Deutsche Startups, Christian Miele. „Ich bin zuversichtlich, dass es in der Breite zu keiner größeren Zurückhaltung bei Wagniskapitalgebern kommt.“

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Kleine Zinsanhebung realistisch

Ungewiss ist, ob die großen Notenbanken ihren Zinskurs infolge der Bankturbulenzen ändern werden. An diesem Donnerstag entscheidet die Europäische Zentralbank (EZB) über ihre Geldpolitik, in gut einer Woche folgt die US-Notenbank Federal Reserve. Noch vergangene Woche hatten Äußerungen der Fed, die Leitzinsen angesichts der hartnäckigen Inflation wieder in größeren Schritten erhöhen zu wollen, Investorinnen und Investoren verunsichert. Mit den Turbulenzen um US-Banken sind die Zinserwartungen an den Märkten deutlich gefallen.

So erscheint eine Zinsanhebung der Fed um 0,5 Prozentpunkte, wie sie vor den Turbulenzen für möglich gehalten wurde, aktuell kaum vorstellbar. Realistischer dürfte eine kleinere Anhebung oder gar eine Zinspause sein. Bankvolkswirtinnen und Bankvolkswirte sind sich aber nicht einig.

Im Februar schwächte sich die hohe Inflation in den USA ab. Die Verbraucherpreise stiegen gegenüber dem Vorjahresmonat um 6,0 Prozent, wie das Arbeitsministerium am Dienstag in Washington mitteilte. Die Entwicklung dürfte der Fed gerade jetzt sehr recht sein, denn die Turbulenzen im US-Bankensektor stellen einen Hemmschuh für weitere Zinsanhebungen dar. Einige Volkswirtinnen und Volkswirte hatten der Fed zuletzt vorgeworfen, die Leitzinsen zu stark erhöht zu haben – und damit die Krise rund um die SVB mit heraufbeschworen zu haben.

RND/dpa

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