Newsletter „Klima-Check“

Wo ist nur das Wasser hin?

Ein Mann geht über ein ausgetrocknetes Flussbett. In der französischen Gemeinde Flassans-sur-Issole herrscht eine Winterdürre.

Ein Mann geht über ein ausgetrocknetes Flussbett. In der französischen Gemeinde Flassans-sur-Issole herrscht eine Winterdürre.

Liebe Leserinnen und Leser,

am liebsten würde ich die Jalousien in diesen Tagen unten lassen. Ich kann das trübe Grau, die Kälte, das Schnee-Regen-Graupel-Gemisch, das draußen niederprasselt, nicht mehr sehen. Ich will es nicht mehr sehen. Es ist Zeit für den Frühling. Für wärmere Temperaturen, bei denen die Winterjacke endlich wieder in der hintersten Ecke des Kleiderschranks vergraben werden kann. Für Sonnenstrahlen, die auf der Haut prickeln. Für bunte Farben, frisches Grün, das die Bäume nicht mehr kahl und leblos aussehen lässt. Der meteorologische Frühling hat schon begonnen, am 1. März. Doch so richtig in Sicht ist er noch nicht, wie meine Kollegin Kira von der Brelie im Gespräch mit dem Deutschen Wetterdienst in Erfahrung gebracht hat. Das Wetter bleibt erst einmal wechselhaft.

Über den Schnee und Regen, der hierzulande in den vergangenen Monaten gefallen ist, hätten sich Länder wie Italien, Spanien und Frankreich gefreut. Dort gab es in einzelnen Regionen so gut wie gar keine Niederschläge – mit der Folge, dass nun eine Winterdürre herrscht (+). Seen und Flüsse sind ausgetrocknet, in der spanischen Provinz Katalonien sind die Bürger und Bürgerinnen sogar angehalten, Wasser zu sparen. Etwas, das man sonst nur aus dem Sommer kennt. Grund für die Winterdürre in Zentraleuropa ist der Schneemangel in den Alpen. Nur etwa 50 Prozent der üblichen Schneemengen liegen auf den Bergen.

Wie trocken wird der Sommer?

Doch wenn es schon jetzt vielerorts kein Wasser mehr gibt, wie soll es dann erst im Sommer werden? Werden wir eine noch nie da gewesene Dürrekatastrophe erleben – auch in Deutschland? Das Problem beim Wetter ist: Es ist unberechenbar. Vor allem langfristige Prognosen sind unmöglich. Es gibt jedoch eine Sache, die Meteorologen und Meteorologinnen einen Hinweis darauf gibt, wie trocken der Sommer wird: der Grundwasserspiegel. Ist er schon im Frühling zu niedrig, bedeutet das für die kommenden Monate nichts Gutes. „Wenn es dazu kommt, dann drohen tatsächlich Schäden für Land- und Forstwirtschaft“, warnte Klimaforscher Andreas Marx.

Insofern ist der Regen und Schnee gerade gar nicht schlecht – ob man ihn mag oder nicht. Um den Grundwassertank wieder ausreichend zu füllen, müsste es aber eigentlich noch mehr Niederschläge geben. Dürren, Trockenheit, Wasserknappheit – das sind Herausforderungen, die uns im Laufe des Klimawandels noch jahrelang beschäftigen werden. Was auf Deutschland bis 2050 zukommt, lesen Sie in dieser Woche in unserer Rubrik „Der Ausblick“.

Ihre Laura Beigel

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Was kann ich tun?

Jede Woche häuft sich in deutschen Haushalten jede Menge Müll an – von leeren Plastikverpackungen über Essensreste bis hin zu Altpapier. Mancher Abfall wäre durchaus vermeidbar, anderer ist es definitiv nicht. Ein Leben ohne Müll? Undenkbar. Und doch helfen schon kleine Veränderungen im Alltag, um die Müllberge zu reduzieren.

„Wer beim Einkaufen immer gleich das Thema Abfall mitdenkt, kann schon viel erreichen“, sagt Patrick Hasenkamp vom Verband kommunaler Unternehmen. Bei Lebensmitteln heißt das: Möglichst unverpackte Waren kaufen oder – wenn das nicht geht – zumindest Mehrwegpackungen nutzen. Auch sollten die Mengen gut durchdacht sein. Wer weiß, dass von der XXL-Müslipackung sowieso am Ende die Hälfte im Hausmüll landet, sollte lieber zu einer kleineren Packung greifen.

Allein in der Obst- und Gemüseabteilung findet sich jede Menge Verpackungsmüll. Hier lieber zu losen Produkten greifen.

Allein in der Obst- und Gemüseabteilung findet sich jede Menge Verpackungsmüll. Hier lieber zu losen Produkten greifen.

Weniger ist mehr gilt auch für Kleidung. Lieber langlebige, nachhaltige Klamotten kaufen als günstige Fast Fashion. Und aussortierte Kleidungsstücke nicht sofort wegschmeißen, sondern vielleicht verschenken oder tauschen. Das kann ebenso bei Haushaltsgeräten und Werkzeugen von Nutzen sein: „Viele Menschen haben Hausgeräte und Werkzeuge in ihrer Wohnung, die sie gar nicht oder nur sehr selten nutzen“, so Hasenkamp. „Da kann das Teilen ein Ausweg sein.“ Noch mehr Tipps finden Sie hier.

 

Das macht Hoffnung

Das internationale Hochseeabkommen soll das marine Ökosystem und seine Bewohner schützen.

Das internationale Hochseeabkommen soll das marine Ökosystem und seine Bewohner schützen.

Von einem „Durchbruch“ ist die Rede, von einem „großen Erfolg“, ja sogar von einem „New-York-Moment“: Nach 15 Jahren haben sich die UN-Mitgliedsstaaten auf ein internationales Hochseeabkommen zum Schutz der Weltmeere geeinigt. Es sieht vor, Gebiete der Hohen See unter Schutz zu stellen. Welche, das entscheidet jedes Land selbst – nach mehr oder weniger konkreten Kriterien, die das Abkommen vorgibt. Zudem sollen Unternehmen und Regierungen künftig vor allen wirtschaftlichen Aktivitäten auf der Hohen See prüfen, wie sich diese auf die marine Umwelt auswirken. Und Industriestaaten, die aus Meeresressourcen Profit schlagen, sind zu einer jährlichen Pauschalzahlung an ärmere Länder verpflichtet.

Das Hochseeabkommen ist ein erstes grobes Gerüst, dem es jedoch noch an wichtigen Details fehlt. „Häufig ist die Umsetzung die Achillesferse solcher neuen internationalen Übereinkommen“, mahnt Stefan Hain vom Alfred-Wegener-Institut. „Ohne eine gute Umsetzung auf internationaler und nationaler Ebene bleiben die Formulierungen in dem neuen Abkommen gute Vorsätze, aber in der Realität ändert sich am Schutz der Hohen See wenig.“

 

Was diese Woche wichtig war

 

Der Ausblick

Der Waldbrand im tschechischen Nationalpark Böhmische Schweiz in Hrensko breitete sich im Sommer auch auf den Nationalpark Sächsische Schweiz aus.

Das vergangene Jahr war geprägt von zahlreichen Waldbränden. Durch den Klimawandel könnten es in Zukunft noch mehr werden.

Die Zahl ist unvorstellbar und vor allem besorgniserregend: Bis 2050 könnte der Klimawandel die deutsche Wirtschaft schlimmstenfalls bis zu 900 Milliarden Euro kosten. Besonders die Land- und Forstwirtschaft leidet unter den Folgen der Erderwärmung. Nicht selten vernichten Dürren und Extremniederschläge die Ernten, Wälder trocknen aus, Großbrände zerstören Hunderte Hektar Fläche. Doch die Klimakrise verursacht nicht nur materiellen Schaden. Sie macht Menschen krank, tötet Tierarten, beeinträchtigt Ökosysteme. Und ein Ende der Klimakrise ist bisher nicht in Sicht.

Wie wird Deutschland also 2050 aussehen? Vor welchen Herausforderungen steht die Bundesrepublik dann? Diesen Fragen ist in dieser Woche mein Kollege Ben Kendal nachgegangen. Seine Prognose fällt düster aus (+).

 

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