Diese Geheimtipps im Harz solltest du unbedingt sehen
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Ein besonderes Baudenkmal in Quedlinburg ist der Friedhof St. Wiperti, zu dem eine gleichnamige, dreischiffige Basilika gehört, die den Friedhof von drei Seiten umschließt.
© Quelle: IMAGO/Zoonar
Im Harz kannst du Natur pur und in unterschiedlichsten Varianten erleben: von Wasserfällen über Wälder, Schluchten, Höhlen, Sandsteinformationen bis hin zum Brocken. Dazu urige Dörfer oder touristisch erschlossene Städte und Sehenswürdigkeiten. Doch abseits der Top-Spots gibt es noch einige Orte zu entdecken, die nicht jeder auf dem Schirm hat.
Von verrückten Motorradbastlern über Harzer Auerhähne bis zu Wanderwegen, die an die Toskana erinnern – hier kommen unsere Geheimtipps für den Harz.
Harzer Toskana: der Karstwanderweg
Sanft geschwungene Hügel ziehen sich wie grüne Wellen über die Südharzer Landschaft. Hier und da bewachsen von Bäumen und mannshohen Hecken. „Harzer Toskana“ heißt die Gegend hier im Volksmund. Und bei Sonnenschein erinnert es tatsächlich etwas an das italienische Original.
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Wanderpfade ziehen sich am Karstwanderweg entlang, der 265 Kilometer am Südharz entlangführt: von Pölsfeld bei Sangerhausen bis Bad Grund. Gips ist hier das prägende Gestein der Region. Die Gipskarstlandschaft entlangzugehen ist für die Augen ein Erlebnis mit dem mediterranen Flair und der abwechslungsreichen Geologie. Denn es gibt entlang der Strecke unter anderem Höhlen zu entdecken, Erdfälle, Karstquellen und -kegel, Bachschwinden, Steinorgeln und weiße Gipsfelsen. Das wiederum hat einen für Europa einzigartigen Naturraum für Tiere und Pflanzen geschaffen.
Es gibt zwei parallele, aber thematisch verbundene Wanderwege, die du auch gut zu Tagestouren kombinieren kannst. Etwa 200 Erläuterungstafeln entlang der Strecke geben dir an den wichtigen Standorten Informationen über die örtliche Geologie, den Umwelt- und Naturschutz sowie die Siedlungs- und Industriegeschichte.
Karstwanderweg: Abstecher zur Harzer Holzdampflok
Für Eisenbahnfans ist die Harzer Brockenbahn natürlich ein Muss. Wenn du nicht ganz so viel Wert auf ein dampfschnaufendes Schienengefährt legst, kannst du eine naturfreundlichere Variante erwandern: nämlich die Harzer Holzdampflok auf dem Galgenberg bei Neustadt im Südharz. Gleichzeitig ist sie die Stempelstelle 99 der Harzer Wandernadel und Teil des Südharzer Karstwanderwegs.
Der „Dampflok Steig“ führt von Neustadt aus auf den Galgenberg hinauf, wo dich die Harzer Holzdampflok mit Blick auf die umgebenden Wälder und die Ruine Hohnstein belohnt.
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Rundumblick über die Südharzer Landschaft mit ihrem mediterranen Flair von einer Holzdampflok aus. Ein schönes Wanderziel für Kinder.
© Quelle: IMAGO/Zoonar
Belvedere-Aussichtsturm bei Halberstadt
In Halberstadt, dem sogenannten Tor zum Harz, gibt es den wunderbar ruhigen, weil weitläufigen Landschaftspark Spiegelsberge. Er gilt als einer der ersten deutschen Landschaftsgärten, die hier angelegt wurden. Zustande gebracht hat das Freiherr von Spiegel zu Desenberg. Architektonische Highlights des Parks sind das Jagdschloss mit seinem Riesenweinfass von 1594, die Eremitage und der Aussichtsturm Belvedere. Auf diesen triffst du, nachdem du einige geschlungene Pfade durch den Wald spaziert bist. Dann tut sich eine kleine Lichtung auf mit einem Sandsteinfelsen, der Heinrichshöhe, auf dem sich das imposante Gebäude erhebt.
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Morbiden Charme und einen schönen Ausblick über Halberstadt und das nördliche Harzvorland bietet der Belvedere-Turm im Landschaftspark Spiegelsberge.
© Quelle: imago images/Hans P Szyszka
Heute dient das Belverde als Aussichtsturm. Gebaut wurde es aber 1782 vermutlich als Mausoleum für Spiegel selbst. Besonders interessant und auffällig ist seine Bauweise und erinnert an Grabbauten der Antike. Die beiden unteren Etagen des dreigeschossigen Turms bestehen aus grob gehauenem Sandsteinquader, das Obergeschoss ist dagegen feiner gestaltet. Der achteckige Raum wird von einer Rundkuppel überspannt, das Mauerwerk der Fassade ist glatt, die Fenster sind abgerundet und vor den Gebäudeecken stehen Säulen. Trotz immer wieder durchgeführter Sanierungen verströmt das Belvedere einen morbiden, aber anziehenden Charme und bietet einen tollen Ausblick über Halberstadt.
Technikmuseum Harzer Bike-Schmiede
Würde es Motorradfan Werner, die deutsche Comic- und Filmfigur, wirklich geben, wäre sein nächster Stopp das Museum der Harzer Bike-Schmiede in Zilly bei Osterwieck. Schrauber, Biker, Kraftfahrer, Technikfans, egal ob jung oder alt, entdecken auf dem 5000 Quadratmeter großen Gelände eine umfangreiche Sammlung von Motorrädern, alten Maschinen, Motoren, historischen Gebrauchsgegenständen und Werkstatteinrichtungen.
Dazu gesellen sich antike Spielzeuge, Kriegsversehrtenfahrzeuge, Fahrräder, Pkw und Lastkraftwagen. Darunter sind auch Attraktionen wie das mächtigste Motorrad der Welt mit seinem gigantischen Panzermotor, was den Guinness-Weltrekord brachte. Auch die erste DDR-Staatskarosse und das einzige noch existierende Exemplar aus Regierungskreisen kannst du hier bestaunen. Kurz gesagt: Hier gibt es jede Menge Technikspaß in kurioser Atmosphäre.
Geöffnet von April bis Oktober, donnerstags, freitags und samstags von 10 bis 17 Uhr. Führungen werden montags um 14 Uhr angeboten.
Auerhuhn-Schaugehege
Wildschwein, Reh, Hirsch, Fuchs und Hase kannst du durchaus in den Harzer Wäldern treffen. Bekannt ist das Mittelgebirge auch für sein Luchs-Schaugehege bei Bad Harzburg, das Teil eines erfolgreichen Wiederansiedlungsprojekts ist. Einst haben sich in den Wäldern auch Auerhühner wohlgefühlt. Mittlerweile gelten sie im Harz als ausgestorben. Lebende Exemplare kannst du dennoch im Südharz erleben: im Auerhuhngehege beim Örtchen Lonau bei Herzberg.
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Einst streiften Auerhähne durch die Harzer Wälder. Heute sind sie nur noch im Schaugehege bei Lonau im Südharz zu sehen.
© Quelle: imago stock&people
Hier ist die Raufußhuhnart mit ihren auffälligen Hähnen mit der schwarz-bläulichen Färbung und der typischen roten Augenzeichnung gut zu beobachten – besonders täglich zwischen von 10 und 11 Uhr, wenn die Lonauer Nationalpark-Ranger zur Fütterung und Pflege der Tiere kommen. Das Schaugehege ist jederzeit kostenfrei zugänglich und vom Dorfgemeinschaftshaus im Ortszentrum über einen kurzen Fußweg durch die Lonauer Wiesen zu erreichen. Einen Parkplatz direkt am Gehege gibt es nicht.
Wipertifriedhof in Quedlinburg
Von Quedlinburg, der Unesco-Welterbestadt, hast du bei deinen Harzreisevorbereitungen bestimmt gelesen: beispielsweise von der romanischen Stiftskirche, die auf ihrem Berg über der historischen Fachwerkaltstadt thront. Absolut sehenswert, selbstredend.
Und vielleicht kannst du dir auch schon denken, dass es bei so vielen Baudenkmälern auch interessante Friedhöfe in der Stadt gibt. Einer davon ist der Friedhof St. Wiperti, zu dem eine gleichnamige, dreischiffige Basilika gehört, die von drei Seiten des Friedhofs umschlossen ist. Das Besondere an dem Gelände sind seine barocken Erbbegräbnisstätten, die als Gewölbe angelegt und in zwei übereinander liegenden Etagen in langer Reihe aus dem Felsen herausgearbeitet worden sind.
Nahezu jede Grabstätte besitzt eine massive, von Korbbögen überwölbte Eichentür mit kleinen, runden Fenstergittern. Darin sind Motive wie Dornenkranz, Anker und nach unten gerichtete erlöschende Fackel geschnitzt. Viele der unteren Gewölbe sind ebenerdig und besitzen teilweise sogar eine zweite „Kelleretage“.
Solch eine Grabanlage ist für eine Region nördlich der Alpen ungewöhnlich, gilt daher als Unikat und steht unter Denkmalschutz.
Schlenderst du über den Friedhof, wirst du feststellen, dass der Zustand der Grabanlagen recht unterschiedlich ist: Einige Gewölbe sind restauriert, die meisten tragen jedoch die Spuren der Zeit. Und es gibt sogar baufällige Gruften, die dir dafür aber einen Blick in das Innere gestatten.
Schachdorf Ströbeck
Ein kleines Örtchen im Nordharzer Vorland gehört seit 2016 zum deutschen immateriellen Unesco-Kulturerbe. Der Grund ist die über 1000 Jahre alte Tradition des Schachspielens im Dorf. Schwarz-weiß sehen ist hier Alltag, etwa wegen des XXL-Schachbretts mitten auf dem Dorfplatz. Dazu gibt es im Ort einen Schachturm und selbstverständlich ein Museum, das sich dem königlichen Brettspiel ausführlich widmet. (Derzeit ist es leider aufgrund eines Brandes geschlossen.)
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Wo in anderen Orten Schützentafeln oder Hirschgeweihe die Häuser zieren, sind es in Ströbeck Schachbretter.
© Quelle: imago/Eckehard Schulz
Doch wie kam das edle Spiel ins Dorf? Es wird in Quellen berichtet, dass der Halberstädter Bischof Arnulf einen vornehmen Kriegsgefangenen, den Grafen Guncellin, im Ströbecker Wartturm gefangen hielt, bewacht von Ströbecker Bauern. Über die Zeit kam Langeweile bei beiden Parteien auf. Da die Bewacher Guncellin freundlich behandelten, brachte der den Bauern das Schachspielen bei. Und so gehört das Spiel seit der Freilassung des Grafen bis heute fest zu Ströbeck und wird von Generation zu Generation weitergegeben.
Es entwickelten sich über die Zeit sogar eigene, außergewöhnliche Spielweisen und dazu diverse Traditionen, die die Bewohner heute noch pflegen, wie etwa das Lebendschach: Seit 1688 wird das Spiel regelmäßig mit lebendigen Figuren, also Bewohnern in prunkvollen Kostümen, gespielt – gern bei Schach- und Heimatfesten. So tourt auch seit Mitte des 20. Jahrhunderts das „Lebendschach-Ensemble“ durch Deutschland und Europa und präsentiert das Schachdorf Ströbeck.
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